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aktuelles | | 24.11.2013

wegscheider's wochenkommentar (auszug)

tempo 80 - bürgerbevormundung

in den letzten wochen und monaten beschäftigt die salzburger bürger und bürgerinnen ein thema ziemlich massiv: TEMPO 80 auf der stadtautobahn.
es gibt dabei zahlreiche PRO's aber offensichtlich noch mehr CONTRA's.
daß es im grunde genommen um wesentlich mehr geht als um eine geschwindigkeitsbeschränkung zeigt ferdinand wegscheider in seinem neuen wochenkommentar auf, den wir hier auszugweise wiedergeben:

"Ich bin in den vergangenen Wochen sehr oft gefragt worden, worauf ich denn den enormen Zuspruch von rund 33.000 großteils empörten Bürgerinnen und Bürgern zurückführe, wo es doch nur darum gehe, auf ein paar Kilometern Autobahn 20 km/h langsamer zu fahren und ein, zwei Minuten später am Ziel zu sein. Meine Antwort ist immer die gleiche: genau darum geht es eben nicht.

Aus meiner persönlichen Wahrnehmung und aus unzähligen Gesprächen weiß ich, dass es bei dieser Welle der Empörung längst nicht nur um ein Tempolimit auf ein paar Kilometern Autobahn geht. Das ist lediglich ein Symbol für eine viel weitreichendere und tiefer gehende Ablehnung der Bürger: immer mehr Menschen in diesem Land, haben es einfach satt, von Woche zu Woche immer noch mehr bevormundet zu werden. Denn die Palette der Bevormundungen ist breit und wird immer breiter: hier ein Tempolimit, dort ein Fahrverbot, den bisherigen bloßen Empfehlungen muss eine gesetzliche Helmpflicht für Skifahrer und Radfahrer und bald wohl auch für Fußgänger folgen, jede Art sinnloser Motorsportveranstaltungen muss umgehend verboten werden, eine Rundfahrt von Oldtimern entlang der Salzachkais gefährdet die Gesundheit der Stadtbewohner und speziell die Patienten eines nahe gelegenen Krankenhauses und ist umgehend zu untersagen, Flugshows sind ohnehin krank und pervers und gehören strikt verboten, Olympische Spiele, Weltmeisterschaften aller Art und sonstige Großveranstaltungen sind prinzipiell abzulehnen, Autos sind ein Teufelszeug und Autobenützer gewissenlose Sünder, nach der Senkung der Alkoholgrenze von 0,8 auf 0,5 Promille fordern die politisch korrekten Heilsbringer längst 0,0 Promille, ein Alkoholverbot auf öffentlichen Plätzen und demnächst wohl auch in Gasthäusern, der Gesundheit zuliebe dürfen Übergewichtige keinen Schweinsbraten mehr essen und müssen sich künftig an staatlich verordnete Kalorienbeschränkungen halten, Rauchen ist generell zu verbieten, Verstöße gegen das Rauchverbot sollten dringend gemeldet werden und sind schwerst zu bestrafen…

Doch damit nicht genug: nicht nur der Umgang mit dem eigenen Körper muss staatlich geregelt werden, auch der Umgang mit den Mitbürgern bedarf einer strengen Reglementierung: jede Form von Erotik, ja selbst als Komplimente getarnte Annäherungsversuche sind sexistisch, verwerflich und gehören verboten, der Krampus als Symbol der Gewalt muss weg und mit ihm auch der Nikolaus, Kreuze müssen aus Klassenzimmern verschwinden, und natürlich bald auch Gipfelkreuze, Volksschüler dürfen nicht mehr „Grüß Gott“ sagen, weil das andersgläubige Mitbürger stören könnte, christliche Bräuche und Feste, wie etwa Sankt-Martins-Feiern, Advent- und Weihnachtsfeiern müssen umbenannt, wenn nicht gar abgeschafft werden, nicht gendergerechte Bundes- und Landeshymnen, müssen ebenso wie eine Flut an Liedern und literarischen Werken umgeschrieben werden, Verstöße gegen gendergerechte Sprache sind schwer zu ahnden, ebenso wer verabscheuungswürdige Ausdrücke wie Zigeunerschnitzel, Mohr im Hemd oder Eskimorolle in den Mund nimmt. Wer sich durch angeblich kriminelle Bettlerbanden belästig oder gar bedroht fühlt, ist jedenfalls unsozial, öffentlich anzuprangern und zu ächten und künftig per Strafe zur Einsicht zu bewegen, in Kindergärten ist die bürgerlich-rückständige Unterscheidung in Buben und Mädchen sofort abzuschaffen, es gibt nur noch einheitlich Kinder, die vom frühkindlichen Alter an lernen müssen, dass es entgegen ewig-gestriger, erzkonservativer Propaganda in Wahrheit keinen Geschlechterunterschied gibt und etwaige abweichende Bedürfnisse und Gefühle der Kinder durch geeignete Erziehungsmaßnahmen zu unterbinden sind…

Genau dieser alles überflutende Tsunami von immer noch mehr Vorschriften, Verboten, Verordnungen und totaler Bevormundung ist es meiner Überzeugung nach, der die Bürger wütend macht und dazu bringt, immer offener Widerstand zu leisten. Hilflose Versuche, den immer stärker werdenden Protest der Bürger kleinzureden und lächerlich zu machen und die sachlich nicht haltbare Tempoverordnung mit immer abstruseren, vielfach unwahren Behauptungen zu rechtfertigen, heizen die angespannte Situation nur noch mehr an."

einfach zum nachdenken.

mlTV-redaktion

 

grafik: künstler ist der red. nicht bekannt

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